Arthur Maurice Hocart ‹26. 4. 1883 Etterbeek – 9. 3. 1939 Kairo›

 

«I am a Cartesian – a Hocartesian.»

Marshall Sahlins

 

 

Brite mit französischen Wurzeln; geboren in Belgien, aufgewachsen auf Guernsey; studierte in Oxford, Berlin und Oxford: Latein, Griechisch, Alte Geschichte, Philosophie, Psychologie, Phänomenologie; lernte u. a. Sanskrit, Tamil, Pali, Singhalesisch. Nahm auf Einladung von W. H. R. Rivers 1908 an einer Expedition zu den Solomoninseln teil («Percy Sladen Trust»-Expedition). Von 1909 bis 1912 Lehrer auf den Lau-Inseln (Fidschi). Nach dem Weltkrieg u. a. Leiter des Amts für Archäologie in Britisch-Ceylon. Ab 1934 Professor für Soziologie in Kairo. Unbestechlicher, nüchterner, praxisorientierter Visionär der Ursprünge der gesellschaftlichen Institution; Vorreiter einer strukturalistisch-komparativen Anthropologie. Oder um es in den Worten von Ernest Becker zu sagen: 

 

«Man kann jahrelang die Arbeiten von Anthropologen lesen, ohne je auch nur eine Ahnung davon zu bekommen, was die Menschen in primitiven Gesellschaften da eigentlich treiben. All die angehäuften Daten, all die sonderbaren Sitten ergeben kein annähernd einheitliches Bild, das uns gestattete, das Phänomen theoretisch in den Griff zu bekommen. Selbst die glänzendsten Auslassungen eines Lévi-Strauss erklären uns nicht, warum unsere Vorfahren derart komplexe und ausgeklügelte Gebräuche entwickelt haben. Ich habe nur einen einzigen Anthropologen kennengelernt, der eine überzeugende Gesamtschau von der Welt der ‹Wilden› entwickelt hat – A. M. Hocart. Es ist wahr, daß Johan Huizinga in seinem ‹Homo ludens› diesem Ziel sehr nahe gekommen ist, aber Hocart ist mit seinen Untersuchungen unmittelbar zum Kern der Sache vorgedrungen.» (‹Escape from Evil›, 1975)

 

Seine wichtigsten Werke:

 

  • «Kingship», London 1927.
  • «The Progress of Man. A Short Survey of his Evolution, his Customs and his Works», London 1933.
  • «Kings and Councillors. An Essay in the Comparative Anatomy of Human Society», Kairo 1936. Neuausgabe, herausgegeben und mit einer umfangreichen Einführung von Rodney Needham, The University of Chicago Press, Chicago & London 1970.   
  •  «The Life-Giving Myth and Other Essays», hg. von Lord Raglan, London 1952.
  •  «Social Origins», hg. von Lord Raglan, London 1954.
A. M. Hocart im Alter von 47
A. M. Hocart im Alter von 47