Theodor Lessing ‹8. 2. 1872 Hannover – 31. 8. 1933 Marienbad / Tschechien›

 

Lessing studierte Medizin in Freiburg, Bonn, zuletzt München, wandte sich dann (nach dem Tod des despotischen Vaters) seinen eigentlichen Interessen zu: zunächst der Psychologie, dann der Philosophie. Ab 1907 verdiente er sein Brot als Privatdozent in Hannover. Als Autor von Feuilletons sorgte er 1925 mit einer Satire über Hindenburgs Wahl zum Reichpräsidenten landesweit für Proteste, die zur gezielten Hetze gegen den Juden Lessing führten. Im Februar 1933 verließ Lessing mit seiner Familie Deutschland und übersiedelte nach Marienbad. Dort wurde er, nachdem die NSDAP ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte, von Angehörigen des SD in seinem Arbeitszimmer erschossen. Bereits 1925 hatte der unerschrockene Mann geschrieben: «Es ist möglich, daß solch ein fanatischer Querkopf mich niederschlägt, wie sie Rathenau und Harden niedergeschlagen haben. Nun, dann werde ich zu Gott beten, daß es schnell geschehe. Am Leben gehangen habe ich nie.»

 

Sein Hauptwerk, ‹Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen oder Die Geburt der Geschichte aus dem Mythos›, erschien 1919 und erneut 1927 in einer stark überarbeiteten Fassung. Weitere Werke: ‹Europa und Asien›, 1918; ‹Die verfluchte Kultur›, 1921. Neuere Ausgaben sind erschienen bei Matthes & Seitz: ‹Meine Tiere› und ‹Blumen› (jeweils mit Nachworten von Ulrich Holbein), sowie bei Luchterhand: ‹Ich warf eine Flaschenpost ins Eismeer der Geschichte – Essays und Feuilletons (1923-1933)›, herausgegeben von Rainer Marwede (auch so eins der Bücher, die man am liebsten immer mit sich herumtrüge).